Wie kommen eigentlich Leitungen für Wasser, Gas oder Glasfaserkabel unter die Erde? Entweder baggert man die Oberflächen auf – oder man löst das zusammen mit der TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG: mit Maschinen zur grabenlosen Rohrverlegung, für die weder Straßen noch Gehwege aufgerissen werden müssen. Diese Technik hat TRACTO kontinuierlich weiterentwickelt. Heute nutzt das Unternehmen die Vorteile von Big Data, um Kunden auf der ganzen Welt innovative, digitale Lösungen zur Verfügung zu stellen – um die Ausfallsicherheit zu erhöhen und Bohr-Prozesse zu optimieren.
Die Herausforderung: Von den Maschinen generierte Datenpotenziale wurden nicht genutzt
Die grabenlose Verlegung von Rohren kennt man in der Branche auch als Maulwurftechnologie. Der Begriff wurde durch das Markenzeichen des Unternehmens, dem Maulwurf, geprägt. Wie das Tier gräbt sich die in den 70er Jahren von TRACTO erfundene GRUNDOMAT-Erdrakete durch die Erde. Dadurch müssen weder Straßen noch Gehwege aufgerissen werden. Entscheidend für den präzisen Vortrieb für Maulwurf und Erdrakete: Die Zielgenauigkeit. Beim Maulwurf ist es die Schnauze mit Tasthaaren, bei der Erdrakete ist es der bewegliche Kopf. Der Erdrakete folgten weitere Entwicklungen bis hin zu automatisierten steuerbaren Horizontalspühlbohranlagen (kurz HDD-Anlagen). Die Möglichkeiten der Maulwurftechnologie reichen heute von der Unterquerung von Verkehrs- und Wasserwegen, über den Pipelinebau, Glasfaser-Leitungsbau oder die Verlegung von Hausanschlüssen bis hin zur unterirdischen Roherneuerung. TRACTO ist der einzige Vollanbieter auf dem Gebiet der grabenlosen Technik und entwickelt die Maschinen, die dafür benötigt werden, kontinuierlich weiter. Die Vorteile dieser Technologie sind im wahrsten Sinne offensichtlich: „Unsere Maschinen zerstören keine wertvollen Oberflächen, heben nur wenig Erde aus, verbrauchen nur geringe Mengen von Ressourcen und Naturkapital, stoßen wenig CO2 und Feinstaub aus und können Bauzeiten im Vergleich zur offenen Bauweise stark verkürzen.“ Mit diesen Punkten zählt Timotheus Hofmeister, CEO der TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG, einige der Vorteile der grabenlosen Technologie auf.
Die Maschinen von TRACTO sind damit beim Ausbau moderner Infrastrukturen nicht mehr wegzudenken. Und das Unternehmen tut viel dafür, sie kontinuierlich zu optimieren und den Kunden neue Services anzubieten. Das Ziel: Höchste Qualität und Wirtschaftlichkeit sicherstellen – vor allem bei den steuerbaren HDD-Anlagen. „Das schlimmste, was einem unserer Kunden passieren kann, ist, wenn das Bohrgerät ausfällt und auf der Baustelle stillsteht“, weiß Timotheus Hofmeister. „Denn der Stillstand kostet stündlich Geld.“ Idealerweise müssen TRACTO und dessen Kunden die HDD-Anlagen und deren Zustand rund um die Uhr im Blick haben können. Deshalb entschied sich das Unternehmen, ein bisher verborgenes Potenzial zu heben und für die Entwicklung moderner, digitaler Services zu nutzen: die Daten, die direkt in der Bohranlage beim Bohrvorgang entstehen. Die entscheidende Frage dabei: Wie könnte TRACTO diese Daten gewinnen und in einen Mehrwert für die Kunden umwandeln?
Die Lösung: Eine auf Azure basierte Verarbeitung der Telemetriedaten aus den Maschinen
Vor über vier Jahren wurde die Digitale Transformation bei TRACTO eingeleitet, unter dem Motto ‚Fit4Future‘. In deren Rahmen tat sich das Unternehmen mit Microsoft sowie den Partnern catapullt und es euregio zusammen. Die Lösungs-Landschaft von TRACTO wurde im ersten Schritt nach Azure überführt. Doch um noch weiter zu gehen, noch mehr aus den Bohrgeräten herauszuholen, war eines entscheidend: Daten, die in den Maschinen lagen, sichtbar zu machen. Die Telemetriedaten werden nun mithilfe von Sensoren direkt aus den Maschinen über den Azure IoT Hub in die Cloud überführt. Dort werden sie mit unterschiedlichen Azure Services verarbeitet: Azure Kubernetes Services und Azure SQL bilden neben vielen weiteren Diensten die Basis für eine schnelle Speicherung und Aufbereitung der Daten. Sie sind die Basis für eine Fülle an neuen, digitalen Möglichkeiten – die TRACTO mit Azure DevOps eigenständig entwickeln kann. „Das war für uns das wichtigste: Wir mussten das Potenzial, das in unseren Bohrgeräten steckte, an die Oberfläche holen“, erklärt Meinolf Rameil, CTO bei der TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG. Und das alles in Konformität zum Datenschutz.
Die Daten aus den Horizontalspühlbohrgeräten werden dann von eigens für TRACTO Maschinen entwickelten Apps ausgewertet. Ein praktisches Einsatzbeispiel: TRACTO und seine Kunden sind dazu verpflichtet, Protokolle von Bohrungen vorzulegen, um darlegen zu können, dass bei einer Bohrung alles ordnungsgemäß gelaufen ist. Diese Protokolle werden nun in der Anwendung BoreData aus allen während der Bohrung generierten Daten erstellt. „So ist jederzeit nachweisbar, wie die Bohrung verlaufen ist, ob alle Richtlinien eingehalten und gewisse Bohrtiefen nicht unterschritten worden sind“, versichert Meinolf Rameil. „Diese Daten und Protokolle stehen TRACTO und vor allem den Kunden ganz schnell und einfach zur Verfügung.“
Auf Basis dieser Daten lässt sich zudem der Bohrprozess selbst deutlich verbessern: Mit der Anwendung Quickplanner3D können Bohrtrassen im Vorhinein als 3D-Modelle berechnet werden. Der Bohrplan wird dann an die entsprechende Maschine gesendet, die diesem dann bei der Bohrung folgt, ohne dass der Bohrmeister manuell Hand anlegen muss.
Die modernsten HDD-Anlagen haben bereits einen hohen Grad der Automatisierung, sie können Remote per Tablet gesteuert werden: „Heute überwacht der Bohrmeister die Bohrung, während er um sie herumläuft, selbst und steuert sie über ein Tablet“, erklärt Meinolf Rameil. „Früher saß er auf der Maschine, in seiner Bedienerkabine. Bis zu drei weitere Personen mussten dabei unterstützen, sind während der Bohrung um das Gerät gelaufen und haben sichergestellt, dass alles reibungslos abläuft.“
Außerdem haben TRACTO und die Kunden die Maschinen mit dem COCKPIT jederzeit im Blick: Kraftstoffverbrauch, wie viele Meter bereits gebohrt wurden, ob es Probleme mit der Maschine gibt, ob gegebenenfalls ein Bohrkopf ausgetauscht werden muss – all das sieht man heute dank der gesammelten Daten. Ein sehr bedeutender Mehrwert: Wo ihre Maschinen aktuell stehen, wie lange sie an einem Tag gearbeitet hat, wie viele Bohrmeter die Maschine zurückgelegt hat – all das können die Kunden von TRACTO auf einen Blick in einer einzigen Anwendung sehen. „Das spart sehr viel Zeit“, versichert Meinolf Rameil, „Denn früher wurden die Daten am Abend nach dem Tag per Telefon oder Mail manuell vom Bohrmeister an den Kunden geschickt.“
Höhere Ausfallsicherheit durch effiziente Wartung
Auch für die Wartung der Maschinen setzt TRACTO auf Big Data: Man identifiziert bereits ausgefallene oder kurz davorstehende Maschinen schnell im System. So lassen sich Problem-Komponenten finden – zum Beispiel eine fehlerhafte Hydraulikpumpe – und schnell austauschen. Außerdem kann der Kunde per Knopfdruck den Service von TRACTO zuschalten, damit dieser remote direkt auf das Display des Bohrgeräts zugreifen und nach dem zugrundeliegenden Problem suchen kann. Mit dieser Lösung reduziert TRACTO die für Kunden so kostspieligen Ausfallzeiten erheblich.
TRACTO denkt dabei bereits über die nächsten Schritte nach: „Wir setzen uns gerade mit dem Thema Predictive Maintenance auseinander“, erklärt Meinolf Rameil. „Ziel ist es, den Kunden so rechtzeitig zu kontaktieren, dass Ausfallzeiten erst gar nicht mehr erfolgen. Wir kontaktieren den Kunden und sagen: Lieber Kunde, das Teil der Maschine scheint nicht mehr rund zu laufen. Willst du das nicht austauschen, bevor es zu einem Ausfall kommt?“ Dadurch kann TRACTO die Ausfallsicherheit in Zukunft noch weiter erhöhen.
“Unser Ziel ist es, den Kunden zu befähigen mit unseren Maschinen Geld zu verdienen – und wir denken dabei über die eigentlichen Funktionalitäten unserer Bohrgeräte hinaus. Durch die Entscheidung für die digitale Transformation von TRACTO ist uns genau das möglich, mit digitalen Services und einer maßgeschneiderten Beratungsleistung, unseren Kunden einen echten Mehrwert anbieten zu können.”
Timotheus Hofmeister, CEO, TRACTO-TECHNIK GmbH & Co. KG
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